Richtig putzen

Alle sprechen von Interdentalbürsten, aber warum brauchen wir sie?

Liebes CURAPROX-Team,

Meine Freunde haben darüber gesprochen, für eine bessere Mundpflege und effektiveres Putzen, von Zahnseide auf Interdentalbürsten umzusteigen. Es scheint mir, dass jeder gerade über Interdentalbürsten spricht, aber woher weiß ich, dass sie für mich die richtigen sind? Gibt es eine Möglichkeit zu sehen, ob ich sie verwenden soll oder nicht? Wie ist Eure  berufliche Sicht auf Interdentalbürste?
— Alex M., Hamburg


Lieber Alex,

Obwohl dieser Rat von einem zertifizierten Fachmann kommt, solltest Du Deinen Zahnarzt aufsuchen, bevor Du etwas Neues an Deinen Zähnen ausprobierst.

Die Frage ist nicht, ob Du Interdentalbürsten verwenden solltest oder nicht – es geht vielmehr darum, die richtigen Bürsten auszuwählen und die richtige Technik. Deshalb solltest Du zu Deinem Zahnarzt gehen, damit er Dir helfen kann, die richtige Größe und Art der Interdentalbürste zu finden und die beste Putztechnik damit zu lernen.

Lass uns einen Blick auf die Zahnzwischenräume und die Mundpflege im Allgemeinen werfen, um Dir ein besseres Verständnis zu ermöglichen.

Das Problem: Wenn der natürliche Biofilm zu Zahnbelag wird.

Wie in der Natur auch, so gibt es auch im Mund und auf den Zähnen immer einige Bakterien. Das muss Dich nicht überraschen, Mikroben sind praktisch überall: in der Luft, in der Nahrung, auf der Haut, die ganze Welt ist damit bedeckt. Normalerweise sind diese Bakterien im perfekten Gleichgewicht mit den Schutzstoffen in unserem Mund. In unserem Speichel befinden sich bestimmte antibakterielle Substanzen, die die normale Bakterien-Flora in Schach hält. Aber wenn Bakterien in einer feuchten Umgebung auf eine harte Oberfläche (unsere Zähne) treffen, neigen sie dazu, sich auf dieser Oberfläche niederzulassen und sich zu vermehren.

Bakterien binden sich an den Zahn.

 

Bakterien bauen sich eine schützende Umgebung. 

Die Schutzumgebung ist größer und stärker, umso mehr Bakterien da sind.

In unserem Mund bauen Bakterien eine Struktur auf, die wir Biofilm nennen – eine Schicht aus lebenden Organismen, die mit Schutzelementen verstärkt wird. Dieser Biofilm ermöglicht es Bakterien, in einer sicheren Umgebung zu leben und sich zu vermehren. Im Grunde ist es mit dem Biofilm, als würden Bakterien, Dörfer, Städte und Gemeinden bauen – nur eben auf den Zähnen. Die Bakterien kümmern sich nicht um Dein Wohlbefinden, sie bauen den Film, wo immer sie nur können.

Wenn sich Bakterien im Schutz des Biofilms vermehren, produzieren sie dabei viel Abfall. Je größer und stärker der Biofilm, desto mehr Abfall entsteht. Dieser Müll hebt das chemische Gleichgewicht auf unseren Zähnen auf und führt schließlich zu Karies, schlechtem Atem und allen möglichen Zahnfleischerkrankungen. Wenn der Film dick und stark ist, nennen wir ihn Zahnbelag oder Plaque. Natürlich wollen wir den Belag so weit wie möglich vermeiden.

Wie man den Belag zerstört

Der einzige Weg, den Biofilm wirklich zu zerstören, besteht darin, seine Struktur physikalisch zu zerrütten. Dafür nimmst Du eine weiche Zahnbürste und reinigst Deine Zähne: zweimal täglich, sanft und gründlich, vorne und hinten, bis sie sauber sind. Wenn Du nicht gründlich putzt, bleibt viel Biofilm auf den Zähnen, und die Bakterien haben es in den nächsten Stunden leicht, ihre Kolonien wieder aufzubauen.

Mundwasser gelangt kaum hinter die schützende Umgebung.
Eine geringe Dichte an Borsten lässt viele Bakterien auf den Zähnen zurück.
Eine weiche Bürste mit hoher Borstendichte putzt die Plaque weg.

Mundwasser statt Bürste funktioniert nicht: Zahnbelag kann sehr stark werden, so dass ein Mundwasser keinen dauerhaften Schaden anrichtet. Du magst vielleicht Frische im Mund spüren, aber dieses Gefühl verdeckt nur die Tatsache, dass der Biofilm noch da ist und die Bakterienkolonie stärker wird.

Das Gleiche gilt für Kaugummis: Sie überdecken schlechten Atem, aber die Bakterienkolonien sind immer noch da und produzieren Abfälle. Um den Belag wirklich loszuwerden, musst Du putzen; daran führt kein Weg vorbei.

Auch die Zahnpasta spielt eine wichtige Rolle bei der Bekämpfung der Plaque: Der Biofilm wird durch das mechanische Bürsten zerstört, die Paste hilft, die natürliche Abwehr zu erhöhen (da sie Fluorid enthält, aber darüber sprechen wir ein anderes Mal). Allerdings reicht Zahnpasta allein nicht aus.

Zahnbelag versteckt sich im Interdentalraum

Typisches Bürsten umfasst nur die Vorderseite der Zähne. Die richtige Putztechnik muss die Vorder- und Rückseite abdecken. Die Seiten Deiner Zähne kann eine herkömmliche Bürste jedoch nicht erreichen – wir nennen die Bereiche zwischen den Zähnen Interdentalraum. Wenn Dir Essen zwischen den Zähnen steckt, dann ist es genau dort.

Jeder hat eine Art Interdentalraum, aber da deine Zunge nicht dünn genug ist, um dorthin zu gelangen, denkst Du vielleicht, Du hast keinen. Aber das tust Du: Wenn Du schon einmal einen Zahnstocher benutzt hast, dann hast Du ihn dort hineingesteckt. 

Interdentalraum mit Plaque

Der Interdentalraum ist der beste Ort für den Biofilm, um sich auszubreiten: In der Regel geht es dort ungestört, ruhig und nährstoffreich zu. Deswegen können auch bei Menschen mit einem guten Putzverhalten Zahnbeläge im Interdentalraum entstehen. Das ist auch der Grund, wieso dieser Bereich unbedingt gereinigt werden muss.

Reinigung des Interdentalraums: Zahnseide vs. Interdentalbürste

Es gibt zwei gängige Möglichkeiten, den Interdentalraum zu reinigen: Zahnseide und Interdentalbürsten.

Laut einer aktuellen Meta-Analyse sind Interdentalbürsten deutlich effektiver und weniger aggressiv als Zahnseide. Zahnärzte weisen zudem darauf hin, dass Zahnseide in das Zahnfleisch schneiden und es beschädigen kann, während die Interdentalbürste das nicht tut. Einige Bereiche im Mund erlauben jedoch nur den Zugang mit Zahnseide. Dein Zahnarzt wird Dir das bei Bedarf zeigen.

Interdentalbürsten gehen zwischen die Zähne und zerstören die Strukturen des Biofilms. Ein einfaches Vor- und Zurückschieben ist in der Regel ausreichend. Die Bürste wird dann abgespült und kann wiederverwendet werden.

Im Gegensatz zu Zahnseide haben Interdentalbürsten Borsten, die in alle Ecken und Räume gelangen, um die Plaque zu entfernen. Das macht sie effektiver als Zahnseide.

Zahnseide entfernt die Bakterien in den Interdentalräumen nur spärlich.
Eine Interdentalbürste reinigt dank der Borsten den gesamten Bereich zwischen den Zähnen.

Da die Interdentalräume unterschiedlich groß sind, benötigst Du verschiedene Größen von Zahnzwischenraumbürsten. Achte darauf, dass der Zahnarzt die richtigen Größen für Dich auswählt und sie zusammen mit Dir ausprobiert. 

Für die verschiedenen Bereiche Deines Mundes kannst Du also unterschiedliche Interdentalbürsten bekommen: Dann werden zum Beispiel die Schneidezähne mit der dünneren Bürste und die Backenzähne mit einer dickeren gereinigt.

Es ist wichtig, dass Du die Empfehlungen Deines Zahnarztes bezüglich der Größe Deiner Interdentalräume befolgst. Die Reinigung mit einer zu kleinen Bürste kann wirkungslos sein – die Borsten erledigen ihre Arbeit dann nicht. Wenn die Bürste aber zu groß ist, passt sie nicht in die Zahnzwischenräume herein. Zahnbürstenhersteller haben genügend Größen für alle Zähne, also halte Dich an den Ratschlag Deines Zahnarztes.

Was Du bei der Wahl einer Interdentalbürste beachten solltest

Da Interdentalbürsten zwischen die Zähne geschoben werden, musst Du ihre Größe sorgfältig auswählen, um Schäden oder Unannehmlichkeiten zu vermeiden. Am besten gehst Du zu Deinem Zahnarzt lässt Deinen Interdentalraum messen. Jeder Zahnarzt hat ein geeignetes Werkzeug, mit dem er Deinen Interdentalraum genau vermessen und mit den  Ergebnissen die geeigneten Interdentalbürsten aussuchen kann. So bekommst Du eine Empfehlung für die genaue Größe der Bürste und vielleicht sogar einige Muster, um es zu Hause zu versuchen.

So misst der Zahnarzt Deinen Interdentalraum
Anhand der Größe Deines Interdentalraums wählt ein Zahnarzt die für Dich passenden Größen aus.

Am besten testest Du Deine neue Interdentalbürste, während Du noch in der Zahnarztpraxis bist. Auf diese Weise stellst Du sicher, dass Du es richtig machst und Deine Zähne und Dein Zahnfleisch nicht beschädigst. Frag Deinen Zahnarzt alles, was Du über Deine neuen Bürsten wissen möchtest und mache Dich mit ihnen vertraut, bevor Du sie mit nach Hause nimmst.

Einige Menschen entwickeln beim ersten Gebrauch der Bürste eine vorübergehende Blutung: Dies ist ein Zeichen dafür, dass sich in der Nähe des Interdentalraums bereits eine leichte Form der Zahnfleischerkrankung entwickelt hat. Durch das Bürsten hast Du einen Teil des Zahnfleisches, das winzige Blutgefäße enthält, gestört. Es ist gut, dass Du es früh erkannt hast, denn etwas später könnten die gleichen Blutungen schon durch herkömmliches Zähneputzen entstehen. Keine Sorge: Sobald Du den Biofilm zwischen den Zähnen entfernt hast, verschwindet die Zahnfleischentzündung wieder, die Blutgefäße werden geschützt und es kommt zu keinen weiteren Blutungen.

Blutet es trotzdem wieder, solltest Du Dich an Deinen Zahnarzt wenden.

Was Du vermeiden solltest

Diagnostiziere Deine Zahnfleischerkrankungen nicht selbst, miss den eigenen Interdentalraum nicht selbst und decke Dich nicht mit Interdentalbürsten auf Basis Deiner eigenen Diagnose ein. 

Zahnzwischenraumbürsten müssen von einem Experten ausgewählt werden, der Deine Zähne fachkundig beurteilen kann. Es gibt viele Arten von Interdentalbürsten, die jeweils für bestimmte Zahnbedingungen geeignet sind – also bitte keine Selbstverschreibung oder Selbstmedikation, egal wie benutzerfreundlich die Verpackung aussieht.

Ersetze das regelmäßige Bürsten nicht durch das Putzen Interdentalbürsten. Die Reinigung mit Zahnzwischenraumbürsten ist nur ein Teil Deines Putzrituals. Regelmäßiges Putzen ist nach wie vor unerlässlich: zweimal täglich, mit einer weiche Bürste, sanften kreisförmigen Bewegungen, vorne und hinten und zwar bis sie sauber sind.