Es verlangt viel Geschick, Kinder dazu zu bringen, ihre Zähne richtig zu putzen. Besonders, wenn sie noch klein sind – und unvernünftig. Oder einfach so anders vernünftig. Und dazu unser Anspruch, einige positive Gewohnheiten einzuüben, die ein Leben lang halten sollen.
Schwierig? Kann sein, aber machbar. Locker bleiben. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Eines vorneweg: Die Kleinen mal machen lassen, das hilft, genauso wie Kinderzahnpasta, die auch schmeckt.
Wir haben Zahnärztinnen und Dentalhygienikerinnen gefragt, die eng mit Curaden zusammenarbeiten. Gefragt nach ihren Erfahrungen. Nach den Techniken, die sich wirklich eignen, damit Kinder ordentlich putzen. Und, auch das gehört dazu: nach Fehlern. Denn wenn wir sie kennen, können wir sie vermeiden. Auf geht’s.
Mitentscheiden: das Kind wählt aus. Besonders die Zahnbürste und die Zahnpasta, die es besonders gerne mag
Selber entscheiden, das macht Freude. Und die richtigen Hilfsmittel zu wählen, also Zahnbürste und Zahnpasta, ist ein einfacher und unkomplizierter Weg, um eine gute Routine aufzubauen. Eine, die auch anhält.
Dazu haben wir mit Judy Bendit gesprochen, Dentalhygienikerin und Erzieherin aus den USA. Sie sagt:
«Nicht nur Kinder, auch Erwachsene drücken sich immer mal wieder vor dem Zähneputzen. Wieso? Weil sie es als unangenehm empfinden. Tatsächlich gibt es viele Zahnbürsten, die sich im Mund unangenehm anfühlen. Nimm dir die Zeit und wähle deine Zahnbürste sorgfältig aus: Wichtig ist der Bürstenkopf, nicht zu gross und nicht zu klein. Achte auf die Borsten, weiche und superweiche Borsten sind geeignet.
Und manche Zahnpasten hinterlassen einen unangenehmen Geschmack im Mund. Sobald aber das Zähneputzen richtig angenehm ist, wirst du es seltener auslassen. Und vielleicht putzt du sogar schon sehr bald mit sehr viel Freude.
Was für Erwachsene gilt, ist auch bei Kindern angesagt: Gib deinem Kind eine Auswahl an Zannbürsten, nur solche mit der richtigen Kopfgrösse und mit besonders weichen Borsten. Daraus lässt du es eine Zahnbürste aussuchen, die ihm besonders gefällt. Probiert auch verschiedene Zahnpasten aus, bis eine dabei ist, die dein Kind gerne benutzt.
Achte auf das Kleingedruckte: Gerade wenn die Zähne noch wachsen, ist eine reduzierte Fluoridkonzentration wichtig. Wähle einige Zahnpasten aus, zuerst nach dem Fluoridgehalt, und daraus wählt dein Kind die, die ihm schmeckt.
Empfohlene Fluoridmenge für Kinderzahnpasta:
• von 6 Monate bis 2 Jahre: 500 ppm
• von 2 bis 6 Jahre: 1’000 (+) ppm
• ab 6 Jahre: 1’450 ppm
Wie viel Zahnpasta braucht es? Für Kinder bis zu drei Jahren reicht eine reiskorngrosse Menge. Für ältere Kinder genügt eine erbsengrosse Menge.
Elektrische Zahnbürsten sind eine gute Alternative, sofern das Kind sie mag. Dazu gute Laune: Lieblingsmusik auflegen. Die Kinder putzen sich dabei das ganze Lied durch nonstop die Zähne.So lernen sie spielerisch, wie lange Zähneputzen dauert. Dafür gibt es einige tolle Apps, die zusätzlich motivieren.»
«Eltern putzen ebenfalls zweimal täglich ihre Zähne und können so ihren Kinder aufzeigen, dass das Zähneputzen eine Selbstverständlichkeit ist. Machen Sie das Zähneputzen zu einem Familienritual, jeden Morgen und jeden Abend.»
Natürlich, die richtige Zahnbürste und Zahnpasta seien wichtig, betont Judy, doch sie sind nicht das oberste und einzige Ziel:
«Zweifelsfrei das beste Rezept, um Kinder zum Zähneputzen zu bewegen: Geh mit gutem Beispiel voran. Auch Eltern sollten zweimal pro Tag ihre Zähne putzen. Und dafür sorgen, dass die Kinder das mitbekommen, so wird das ganz selbstverständlich.
Mach das Zähneputzen zu einem Familienritual, jeden Morgen, jeden Abend. Putz gemeinsam die Zähne. Ganz nach dem Motto: ‘Eine Familie, die zusammen Zähne putzt, bleibt zusammen gesund.’»
Argument oder Spiel – was lässt Kinder besser mitmachen?
Auf vielen Eltern-Webseiten und in Foren findet sich der Ratschlag, das Zähneputzen in ein Spiel zu verwandeln: Die Kinder putzen gegen die Sanduhr oder suchen erfundene Dinge im Mund. Wie effektiv ist diese Technik – und welche Nebenwirkungen sind möglich?
«Wir Erwachsenen gehen zu oft von uns selbst aus und nehmen an, dass die Kinder genauso denken wie wir, vernünftig und reflektiert. Denk dran, Kinder ticken anders: Langfristiges Denken, Willenskraft und Disziplin sind Fähigkeiten, die sich erst entwickeln.»
Diese Fragen geben wir weiter an Silvia Per, Kinderzahnärztin und Doktorandin aus Bukarest, sie kennt sich aus:
«Spiele, Herausforderungen und nachmachen, was die Eltern tun. Diese Taktiken funktionieren bei kleinen Kindern sehr gut, in der Regel bis zum dritten Lebensjahr. In diesem Alter haben die Kleinen noch nicht die Fähigkeit, ihr Handeln auf langfristige Folgen auszurichten. Also ja, für Kleinkinder brauchen wir diese Taktiken, um Routinen und Rituale zu schaffen und zu festigen.
Wir Erwachsenen gehen zu oft von uns selbst aus und nehmen an, dass die Kinder genauso denken wie wir, vernünftig und reflektiert. Denk dran, Kinder ticken anders: Langfristiges Denken, Willenskraft und Disziplin sind Fähigkeiten, die sich erst entwickeln.
Einige Eltern glauben, dass sie einem Zweijährigen die Notwendigkeit des Zähneputzens und der Mundhygiene erklären können. Sie neigen dazu, die Zustimmung des Kindes abzuwarten. Wenn das Kind nicht einwilligt, wollen es die Eltern nicht unter Druck setzen. Und ohne Einwilligung werden die Zähne nicht geputzt. Nun, das ist eindeutig eine Sackgasse auf dem Weg zu einer gesunden Routine.
«Wenn Eltern entschlossen und von der Wichtigkeit guter Mundhygiene überzeugt sind, setzen sie sich dafür ein, dass Kinderzähne gut geputzt werden»
In diesem Alter versteht das Kind auch nicht die Notwendigkeit, weshalb es regelmässig baden soll. Oder eben Zähnchen putzen. Es braucht Zeit und Erfahrung, um solche Dinge zu lernen. In diesem Alter sind weder Argumente noch Verhandeln angesagt. Noch nicht.
Offen gesagt, kommt es nicht selten vor, dass die Eltern Zähneputzen für Kleinkinder als unwichtig betrachten. Deshalb konzentrieren wir Expertinnen und Experten uns auch auf die Eltern. Nur, wenn auch sie entschlossen und überzeugt sind, setzen sie sich dafür ein, dass Kinderzähne gut geputzt werden.»
Zi-Za-Zähne locker putzen
Diese acht Spiele machen Spass – und fast beiläufig lernen die Kleinen, wie Zähneputzen funktioniert.
1. Lieblingslieder
Spiele ein Lied, das den Kindern gefällt – und lasse sie das ganze Lied lang Zähne putzen. Putze auch du mit.
2. Finde das Tier
Tu so, als ob du das Lieblingstier deines Kindes auf seinen Zähnen suchtest. Suche mit der Zahnbürste: zuerst auf der Rückseite der Zähne, dann auf der Vorderseite, jeweils oben und unten. Erfinde Putzreime, damit die Suche noch mehr Spass macht.
3. Zuckerkäfer
Erzähle eine Geschichte von Zuckerkäfern, die sich im Mund verstecken. Natürlich, die putzen wir weg. Leite dein Kind mit der Geschichte an, alle Zähne sorgfältig abzusuchen.
4. Die unendliche Geschichte
Erzähle Geschichten von einer Zahnbürste, die auf Abenteuer geht. Lass sie durch Täler und auf Berge gehen, wobei sie stehst auf neue Figuren trifft. Während du erzählst, putzt du immerzu.
5. Das Lieblingsspielzeug schaut zu
Lass das Lieblingsspielzeug in der Nähe sitzen, am besten vor einem Spiegel, auf den das Kind blickt. Während du putzt, erzählst du mit verstellter Stimme, also im Namen des Spielzeugs, eine Geschichte. Sie handelt davon, weshalb Zähneputzen so wichtig ist. Gib Anweisungen zum Bürsten und gratuliere dem Kind, dass es so gut mitmacht. Die Strategie geht auf, solange das Kind glaubt, das Spielzeug spräche zu ihm.
6. Erst du, dann ich
Tu, als ob du Hilfe bräuchtest, und bitte dein Kind, dir die Zähne zu putzen. Danke! Danach darf das Kind entscheiden: Entweder putzt du als Dank seine Zähne oder es darf sie gleich selbst putzen.
7. Mach es richtig
Vor dem Putzen bittest du das Kind, dich heute gut zu korrigieren. Einverstanden? Los geht’s, die Zahnpasta lässt du beiseite: Streiche mit der Zahnbürste über das Öhrchen, über die Nase und Stirn oder am Bauch. Albert so lange herum, bis das Kind anbietet, richtig zu putzen. Jetzt aber mit Zahnpasta.
8. Das verkehrte Wettrennen
Beginnt gemeinsam die Zähne zu putzen und schaut, wer länger durchhält. Es gewinnt, wer am längsten putzt.
Anspornen? Diese Anreize lässt du lieber weg
Diese Zahnputz-Spiele bringen Freude, doch gibt es auch Risiken? Wir wollen wissen, ob es auch falsche Regeln und Anreize gibt. Silvia kennt die Stolpersteine, ihr Rat ist deutlich:
«Der schlimmste Anreiz, den ich in meiner Karriere erlebt habe: Die Eltern berechnen das Taschengeld danach, wie oft sich das Kind die Zähne geputzt hat. Im Grunde genommen bedeutet das, sie bezahlen ihr Kind fürs Zähneputzen.
Gut gemeint, doch das ist wahrscheinlich der schlechteste Weg, um einen Anreiz zu schaffen. Das Kind lernt so: Putze ich meine Zähne, erweise ich jemandem einen Gefallen. Besser wäre: ich putze für mich und das tut meiner Gesundheit gut. Von dieser Taschengeldmethode rate ich ab, sie dient weder den Kindern noch den Erwachsenen.
Dasselbe gilt, wenn Eltern den Kindern eine Belohnung für den Besuch beim Zahnarztversprechen. Nur wer sich brav auf den Zahnarztstuhl setzt, wird belohnt.
Nach dem Zahnarzt geht es gleich ins Spielzeuggeschäft, wo sich das Kind etwas aussuchen darf. Auch hier: Die Idee ist gut gemeint, das Kind soll so die Behandlung beim Zahnarzt akzeptieren. Doch meistens funktioniert das nicht – und das unabhängig davon, wie hoch die versprochene Belohnung ist.
«Die Kinder müssen von klein auf verstehen, dass es bei der Pflege ihrer Zähne darum geht, für sich selbst zu sorgen. Es geht nicht darum, einen Massstab zu erreichen oder etwas zu gewinnen.»
In meiner Rolle als Kinderzahnärztin erkläre ich dem Kind, dass es in mein Büro kommt, um Hilfe zu erhalten. Vielleicht braucht es nur eine Untersuchung, vielleicht eine Füllung.
Meine Erfahrung zeigt: Die Kinder müssen von klein auf verstehen, dass es bei der Pflege ihrer Zähne darum geht, für sich selbst zu sorgen. Es geht nicht darum, einen Massstab zu erreichen oder etwas zu gewinnen.
Wir Erwachsenen können ihnen auf spielerische Weise helfen, das zu verstehen, indem wir Geschichten erzählen oder Spiele spielen.
Ich erzähle gerne Geschichten über Bakterien, die sich auf den Zähnen ansammeln, wenn sie diese nicht ordentlich putzen. Oder die Geschichte von dem Zahn, der genauso sauber sein will, wie unsere Finger, Zehen und das Gesicht.»
Keine Eile, lass dein Kind üben
Es braucht Zeit. Und dein Verständnis: Wenn du dir bewusst bist, wo dein Kind gerade in der Entwicklung steht, kannst du es gut unterstützen:
«Wenn Kinder früh mit Zähneputzen beginnen, fehlt ihnen zunächst die nötige Motorik. Sie schauen ihren Eltern ab und wollen ihre Zähne genauso putzen, wie es die Erwachsenen tun. Dabei bewegen sie die Bürste an Ort und Stelle, erreichen die Backenzähne nur mit Mühe. Sie kauen auf den Borsten rum. Und die Zahnpasta, die nicht geschluckt wird, sabbert aus dem Mund. Für uns Erwachsene kann das wirklich lästig sein. Locker bleiben. Denk dran, das ist ganz natürlich und gehört dazu.
«Kinder müssen das Zähneputzen von Grund auf lernen, und dann ist Training angesagt. Zähneputzen ist keine Fähigkeit, die angeboren ist.»
Das Kind erwirbt seine motorischen Fähigkeiten erst mit der Zeit – und mit sehr viel Übung, das gilt es zu beachten. Ja, das gilt auch für Bewegungen, die für uns ganz selbstverständlich sind, wie das präzise Bewegen der Hand.
Kinder müssen das Zähneputzen von Grund auf lernen, und dann ist Training angesagt. Zähneputzen ist keine Fähigkeit, die angeboren ist, Übung ist der einzige Weg zum Können.
Wenn du siehst, dass dein Kind mit der Zahnbürste zu kämpfen hat, lass es kämpfen. Greif nicht sofort ein, gib ihm genügend Zeit zum Üben und Lernen. Geduld! Greife erst ein, wenn es nacheiniger Zeit nicht weiterkommt. Unterstütze die Bewegungen mit deiner Hand oder biete an, dass du noch fertig putzt. Also, nichts überstürzen: Die richtige Fertigkeit lernt das Kind nur durch Übung.»
Nachbürsten, braucht es das? (Ja!)
Silvia Per begründet das so:
«Ich unterstütze Eltern nachdrücklich darin, ihren Kindern beim Zähneputzen zu helfen. Auch Nachputzen gehört dazu, mindestens bis sie acht Jahre alt sind.
Unbedingt, denn kein Kleinkind ist in der Lage, so gut die Zähne zu putzen, dass es die Keime ordentlich entfernt. Ja, das ist eine riesige Herausforderung. Gerne erkläre ich Eltern, weshalb ihre Kinder im Alter bis zu vier Jahren nicht in der Lage sind, die Schritte einer guten Reinigung zu befolgen. Und zwar so:
Ich zeige den Eltern, wo sich Plaque festgesetzt hat. Die Kinder schauen dabei zu, das ist wichtig. Dann mache ich ihnen klar, dass sie Plaque vermeiden können. Und das nur, wenn sie als Team zusammenarbeiten. Danach geht es an die Putztechnik. Ich zeige vor, wie man richtig putzt – den Eltern und den Kleinen. So lernen die Kinder die Technik schon früh kennen. Und die Eltern putzen nach, jedes Mal.»
Zähneputzen, wie die Grossen
- Für Kinder bis drei Jahre: setze Spiele, Apps und Herausforderungen ein, auch motivierende Techniken.
- Bei älteren Kindern verlasse dich auf die Selbstmotivation. Stärke sie in ihrer Selbstkompetenz und Selbstverantwortung.
- Als Hauptmotiv verwendest du dieses Argument: Zähneputzen macht gesund und stark.
- Vermeide es, Geld, oder Geschenke als Anreize zu setzen.
- Sorge dafür, dass ihr gute Zahnbürsten und Zahnpasta verwendet, die auch deine Kinder mögen.
- Denk an den Fluoridgehalt und lass die Kinder mehrere Zahnpasten wählen, so dass sie einen Geschmack finden, den sie mögen.